Hello Friends,
dieser Beitrag ist etwas ganz Besonderes, denn es ist ein Throwback zu meiner Schulzeit. Ich möchte euch mit diesem Beitrag dazu motivieren, auch an einem Schüleraustausch teilzunehmen. Lernt vielleicht auch aus meinen Fehlern und verpasst nicht die Gelegenheit eures Lebens!
Warum Chile?
Als mein Spanisch-Lehrer in der 11. Klasse von der Möglichkeit eines Schüleraustauschs im Spanisch-Unterricht erzählt hat, stand für mich fest: Ich werde daran teilnehmen – egal wo, koste es, was es wolle! In Geografie war ich bis dahin grottenschlecht und wusste überhaupt nicht, wo das besagte Land “Chile” liegen soll. Er meinte etwas mit Südamerika, da hab ich doch eine bessere Vorstellung gehabt. Ich hätte natürlich auch nicht zu anderen Ländern nein gesagt, der Schüleraustausch mit Chile (in der Stadt Osorno) wurde einfach von meiner Schule aus angeboten.


1. Schritt: Zeitpunkt finden
Was mir am Anfang gar nicht so bewusst gewesen ist… Ein ewiges Hin und Her ging nun erst einmal los. Da der Schüleraustausch hauptsächlich in den Sommerferien stattfinden würde, müsste man rein theoretisch nicht einmal von der Schule befreit werden. Mein Spanisch-Lehrer hat jedoch auch etwas von 8 Wochen, statt 6 Wochen erzählt, weshalb ich da direkt einmal nachgehakt habe. Es gab wirklich die Möglichkeit, ganze 2 Monate in Chile zu verbringen. Diese habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen und habe direkt die Direktorin meiner Schule gefragt, ob sie mich für 2 Wochen beurlaubt. Gesagt, getan – ich war beurlaubt. So einfach wie die Beurlaubung war jedoch nicht alles…
2. Schritt: Familie finden
Da der Schüleraustausch mit Chile noch in der Testphase war und erst eine Schülerin dort gewesen ist, war ich ziemlich auf mich selbst gestellt. Dieses Hindernis sollte jedoch nicht meinen Austausch behindern. Ich habe meinen Steckbrief auf Spanisch geschrieben, was eine riesengroße Herausforderung war, da ich zu diesem Zeitpunkt erst 3 Monate Schulspanisch hatte. Worte wie “Hola, soy Vanessa” (Hallo, ich bin Vanessa) konnte ich zwar schon, aber die Wahrscheinlichkeit, dass mich mit diesem Satz eine chilenische Familie nehmen würde, war doch sehr gering. Gewappnet mit meinem Wörterbuch habe ich also einen stichwortartigen Steckbrief verfasst und ihn zur Korrektur meinem Spanisch-Lehrer vorgelegt. Dieser hat sich einigermaßen amüsiert und mir etwas geholfen.
Nach dem Abschicken des Steckbriefs habe ich lange Zeit nichts gehört. Langsam wurde ich nervös, keine Familie zu finden. Doch plötzlich meldete sich eine nette süße (ehemalige Deutsche?) Chilenin via Facebook bei mir. Toll! Wir haben uns auch auf Anhieb sehr gut verstanden, was auch daran gelegen haben kann, dass wir einfach fast gleich ausgesehen haben. Leider hat mein Spanisch-Lehrer einen Strich durch diese Rechnung gemacht und sie einer anderen Schülerin zugeteilt, was mich bis heute immer noch sehr traurig macht. Auch Jahre nach meinem Schüleraustausch haben wir noch Kontakt gehabt und haben uns vor ein paar Jahren sogar in Mainz getroffen, da sie dort ein Auslandssemester absolviert hat. Nun gut – eine Familie habe ich jedoch immer noch nicht gehabt.
Plötzlich meldete sich eine weitere Chilenin via Mail. Die Problematik: Sie sprach nur Spanisch… ich nur Deutsch… obwohl sie an einer deutschen Schule ist und seit mehr als 10 Jahren Deutschunterricht hatte, sprach sie genauso viel Deutsch wie ich Spanisch. Ihr erkennt die Problematik, oder? Obwohl wir dann via Facebook weiter geschrieben (es zumindest versucht) und uns gut verstanden haben, wurde auch diese Familie nicht meine. Immer verzweifelter habe ich mir schon das Schlimmste vorgestellt: Keine Familie zu finden, keinen Schüleraustausch zu machen…
Die Preise für einen Flug ans andere Ende der Welt stiegen und stiegen und es meldete sich einfach keiner. Insgesamt waren wir 4 deutsche Schüler (drei Mädels, ein Junge), zwei haben bereits eine Familie gehabt. Eine davon war eigentlich für mich gedacht, sie wurde jedoch der anderen Deutschen zugeteilt… Mein Klassenkamerad hat gleich mehrere Angebote und sogar den Luxus gehabt, sich eine Familie auszusuchen. Bei uns beiden Mädels, die noch keine Familie gefunden hatten, wuchs die Ungewissheit.
Doch dann… Dann meldete sich Paula bei mir. Paula ist eine Chilenin mit deutschen Wurzeln – zumindest väterlicherseits. Ihr Deutsch war nicht das Beste – aber mein Spanisch war definitiv sehr viel schlechter. Wir haben uns blendend verstanden und es entstand eine innige Internet-Freundschaft. Paulas Familie hat zugesagt und von Heute auf Morgen stand fest: Ich werde zwei Monate in Chile leben dürfen.
3. Schritt: Flugticket
Mein Flugticket habe ich gemeinsam mit meinem Klassenkameraden, der so viel Auswahl bei den Familien gehabt hat, gebucht. Da es “nur” noch zwei Monate bis zu unserem Austausch gewesen sind, waren unsere Flüge nicht ganz billig. Aber hey, was erwartet man? Man fliegt ans andere Ende der Welt! Meine Schule hat sich so gut wie um gar nichts gekümmert, da, wie bereits erwähnt, der Schüleraustausch erst zum 2. Mal stattgefunden hat. Finanzielle Zuschüsse gab es leider auch nicht. Um meinen Traum, einen Schüleraustausch, zu verwirklichen, habe ich also in den sauren Apfel gebissen und einen Flug für 1.200 € in der economy class gebucht. Mann,
Mann, Mann, ich sag euch… Für die Nessi, die damals noch zur Schule gegangen ist, war das ihr halbes Vermögen. Hoffentlich ging das nicht so weiter!
4. Schritt: Impfungen & Auslandskrankenversicherung
Neben den deutschen Standardimpfungen sollte man insbesondere eine Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Masern und eine Grundimmunisierung gegen Kinderlähmung in seinem Impfheftchen stehen haben. Da ich schon immer sehr gerne verreiste und erst kurz davor den Iran besucht hatte, habe ich penibel darauf geachtet, keine Impfung verpasst zu haben. Natürlich habe ich beim Arzt noch einmal nachgefragt und ihm meinen Impfausweis vorgelegt. Ich habe Glück gehabt – keine weitere pieksende Nadel mit Flüssigkeit, welche in meinen Körper gepumpt wird! Sehr schön – dieses Thema hatte ich dann schon mal erledigt.
Da ich zu diesem Zeitpunkt noch familienversichert gewesen bin und meine Mutter genauso gerne wie ich verreist, hat sie schon lange davor für uns eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen gehabt. Diese Versicherung musste ich lediglich anrufen und um einen Nachweis bitten. Diesen habe ich dann bei der Deutschen Schule in Chile eingereicht.
5. Schritt: Gastgeschenke
Bevor ich nach Chile geflogen bin, habe ich mich noch um passende Gastgeschenke bemüht. Für Paula, ihre Mutter, ihren Vater und ihre zwei Brüder. Das war gar nicht so einfach… Da ich nicht wirklich wusste, was ihnen gefällt, habe ich für Paulas Eltern einen Kalender mit Bildern aus Deutschland besorgt. Für Paulas kleinen Bruder habe ich *Playmobil-Fußballspieler geholt, da er in dem Alter war, in dem man täglich mit solchen Spielsachen spielt und die EM kurz bevor stand.
Für ihren großen Bruder war ich am verzweifeln, da mir nichts eingefallen ist. Glücklicherweise war er nur zwei Wochen während meines Aufenthalts dort und so konnte ich das Geschenk vermeiden. Paula selbst habe ich ganz viele Informationen über Frankfurt und die Region mitgebracht. Außerdem habe ich ihr ihre ersten 20 Euro geschenkt. Sie hat sich sehr darüber gefreut, da sie nie zuvor Euro-Scheine in der Hand hielt.
6. Schritt: Geld wechseln
Bereits Wochen zuvor habe ich immer wieder den schwankenden Wechselkurs beobachtet. Als der Kurs einmal sehr günstig für mich war, habe ich zugeschlagen und ganz viel Geld auf einmal gewechselt. Auch in Chile selbst habe ich noch einmal Geld gewechselt.

7. Schritt: Koffer für zwei Monate packen
Für diesen Teil der Vorbereitung hatte ich mir eine Liste geschrieben. Neben den Gastgeschenken habe ich meinen *Steckdosenadapter, Klamotten, ganz viel Kosmetik und Pflegeprodukte, meine Reiseapotheke und meine Spanisch-Unterlagen in meinen großen Koffer gepackt. In meinen kleinen Handgepäckskoffer habe ich alle möglichen wertvolleren Gegenstände hineingepackt: Mein *elektronisches Wörterbuch, meinen Laptop, mein Handy und Ladekabel, Wechselklamotten für den Sommer-Winter-Umsprung, etc.
8. Schritt: Warten & arbeiten
Der wahrscheinlich schlimmste Schritt! Bereits Wochen vor meinem Aufenthalt war ich startklar! Koffer gepackt, Beurlaubung in der Schule und Urlaub in der Arbeit eingereicht, riesengroßes Reisebuch über Chile und sogar ein *digitales Wörterbuch, was ich auch in der Schule nutzen durfte, besorgt. Nun stand nur noch ödes Lernen für (blöde) Prüfungen in Deutschland und so viel Geld wie möglich Verdienen auf meinem To-Do-Zettel… Gesagt, getan – Prüfungen alle bestanden und Geld verdient. Los gehts!
9. Schritt: Es geht (endlich) los!
Darüber berichte ich euch im nächsten Beitrag ?
Bis demnächst auf meinem Blog, meinem YouTube-Channel oder auf meinen Social Media Accounts.
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Twitch (@nessis_world)
Instagram (@Nessis_World)
Eure Nessi
Ohaa, krass wie viel Aufwand hinter so einem Austausch steckt :O Ich hoffe, du hattest eine schöne Zeit dort. Aber im nächsten Post wollen wir die (peinlichen) Teenager Bilder von Nessi sehen!! ;D
Aber 1200€ für einen Flug ist schon echt krass… Dafür könnte ich auf 8 oder 9 Festivals gehen :O Ich glaube aber, dass meine Spanisch-Lehrerin auch mal in Chilel war und dort auch unterrichtet hat. Sie hatte öfter mal davon im Unterricht erzählt, war immer sehr spannend anzuhören 🙂
Liebe Grüße,
Hendrik
Hallo Hendrik,
ja… hinter einem Schüleraustausch steckt wirklich viel Aufwand… kurz vor Abflug wurde es auch irgendwie nochmal richtig stressig, obwohl ich mich eigentlich um alles vorher gekümmert hatte… Die Flüge sind jetzt zwar ein wenig billiger, da anscheinend ein wenig Konkurrenz dazu gekommen ist… aber trotzdem immer noch richtig teuer… aber du fliegst halt ans andere Ende der Welt…
Deine Nessi
Wow, das ist aber schon ne Menge Aufwand, besonders in der 11. Klasse, aber wie es aussieht hast du es ja richtig gut gemeistert! Wenn ich so eine Möglichkeit hätte würde ich sie mir auch auf gar keinen Fall entgehen lassen. Das klingt nach einem richtigen coolen Erlebnis!
Ich bin gespannt wie es weitergeht! ?
Liebe Grüße
Anastasia
ja… der Aufwand war nicht grad gering… es hat sich aber rentiert 😀 freut mich, dass dir die Reihe gefällt und deine Neugierde geweckt wurde ☺