Endlich habe ich meinen Herzenswunsch erfüllt und ein Interview mit einer Weltreisenden bzw. Dauerreisenden geführt. Viele kennen sie unter dem Namen Lia, ihr offizieller Name ist allerdings Liane. Sie ist besonders in der Weltreise-Facebook-Gruppe, welche eine der größten deutschen Reisegruppen auf Facebook ist, bekannt. Das Reisen hat sie zu ihrem Leben gemacht, verdient unterwegs ihre Brötchen und versucht, eine Inspiration für alle Menschen zu sein, deren Leben im Alltagstrott versunken ist und die auf der Suche nach Alternativen sind.
Viel Spaß beim heutigen Interview!
Frage Nr. 1:
Seit 2014 bist du bereits auf der Welt unterwegs, hast bei den Inuit in Alaska, bei den First Nations in Amerika und bei den Schamanen im Amazonas-Regenwald gelebt. Für viele ist dies höchstwahrscheinlich schwer zu glauben und zugleich sehr faszinierend! Wie kam es dazu, wie lange hast du bei den jeweiligen Kulturen gelebt und inwiefern unterscheiden sich die verschiedenen Kulturen von der europäischen Kultur?
Am 14.4.2014 habe ich meine große Reise gestartet. Ich wusste schon immer, dass ich einmal um die Welt reisen will; dass es so lange dauern wird, habe ich allerdings nicht erwartet. Doch einmal angefangen ist es wirklich sehr schwierig aufzuhören. Mein Leben klingt für viele wie die Geschichte aus einem Buch und selbst für mich ist es manchmal sehr schwierig, zu glauben, was in den 4,5 Jahren alles passiert ist.Ich bin damals sehr bewusst losgereist, mit dem Gedanken, zu mir selbst zu finden und herauszufinden, wie das Leben auf der Erde zusammengesetzt ist und welchen Beitrag ich leisten kann, um eine bessere Welt zu kreieren – nicht nur für mich, sondern auch für andere. Da ich sehr interessiert an Naturvölkern und Stämmen bin, war es für mich naheliegend, erst einmal durch die Amerikas zu reisen, um mehr über die Ursprungsform des Lebens herauszufinden.Ich lebe selten länger als mehrere Wochen direkt bei einem Volk, jedoch befinde ich mich meist mindestens einen Monat lang oder auch länger in solchen Kulturen.Besonders auffällig ist die Naturverbundenheit, etwas, was wir in unserer europäischen Kultur fast ganz verloren haben. Bis heute dreht sich bei Zeremonien alles um Naturgeister, um Dankbarkeit und Respekt gegenüber der Natur. Jeder hat einen Platz in der Gesellschaft, im Tribe, und es wird versucht, jeden zu integrieren. Während wir uns in Europa mehr und mehr absondern und große Häuser bauen, wird dort mehr geteilt, mehr Zeit in Gesellschaft und der Gemeinschaft verbracht und aufeinander Acht gegeben.
My last 3 days where awesome. I spent it in the Amazon rainforest with a Shaman family. I learned a lot about medicine…
Gepostet von Travelstoryteller am Montag, 22. Juni 2015
Have you ever heard about #SUP? It's #paddling on a #surfboard. You also can do it between #Glaciers – isn't it amazing? #travel #adventure #outdoor
Gepostet von Travelstoryteller am Samstag, 17. Mai 2014
Frage Nr. 2:
Welches Land/welche Stadt hat dir bisher am Besten gefallen und warum? Gibt es überhaupt einen Favoriten oder sogar mehrere?
Das ist nahezu unmöglich zu beantworten. Meine Lieblingsländer sind Peru, Südafrika, Tanzania und Australien. Mich beeindruckt nach wie vor, wenn ein Land viele unterschiedliche Landschaften zu bieten hat. Meine Lieblingskombination ist Wüste, Regenwald und Meer. Berge mag ich auch sehr gerne und Vulkane. In der Hinsicht sind alle 4 Länder einfach atemberaubend.
Frage Nr. 3:
Anhand welcher Kriterien suchst du deine Reiseländer aus? Wachst du auf, guckst auf die Karte und suchst nach Zielen, welche in der Nähe sind und fliegst/fährst dorthin? Wie organisierst du deine Reisen?
Ich reise sehr spontan. Aufgrund der globalen Erwärmung versuche ich, immer so viel wie möglich über Land zu reisen und wenig zu fliegen. Das funktioniert natürlich nicht immer, aber meistens reise ich einfach ins nächste angrenzende Land. Organisieren tu ich mittlerweile so gut wie gar nichts mehr. Ich vertraue auf Empfehlungen von Einwohnern und Reisenden und plane ab und zu eine Woche im Voraus, bin aber zu 80 % flexibel.
Frage Nr. 4:
Da ich seit elf Monaten im Ausland lebe, habe ich (besonders in den letzten Monaten) oft Heimweh. Wie geht es dir, du bist bereits seit 2014 in der Welt unterwegs. Hast du manchmal Heimweh? Falls ja, wie gehst du damit um? Hast du spezielle Tipps und Tricks?
Heimweh ist für mich der falsche Begriff. Ich habe häufig das Bedürfnis nach Sicherheit, nach einem Nest wo ich mich zurückziehen kann, nach Menschen, die mich verstehen und nicht ständig wieder aus meinem Leben verschwinden. In den 4,5 Jahren war ich durchaus ab und zu in Deutschland. Manchmal sogar für länger. Es tut gut, Energie zu tanken und dank den Kontakten, die ich in Deutschland habe, habe ich auch immer schnell einen Job. Jegliche Versuche, in Deutschland sesshaft zu werden, sind allerdings gescheitert. Dafür zieht es mich zu sehr in die Welt. Abgesehen davon fehlen mir die Wildnis und die Freiheiten, die mit viel Natur einhergehen.Ich finde es immer schade, wenn Reisende es als Versagen sehen, nach Hause zu fliegen. Es ist nichts falsch daran, Familie und Freunde zu besuchen und ab und zu im eigenen Land oder auf dem eigenen Kontinent Zeit zu verbringen. Wen es also nach Hause zieht, der sollte durchaus einfach wieder ein bisschen Zeit daheim verbringen. Abgesehen davon tut es gut, ab und zu mit Freunden zu telefonieren und während der Reise an eigenen Projekten zu arbeiten, Ziele zu verfolgen, für NGOs zu arbeiten und sich für länger ein Zuhause zu suchen. Je langsamer dein Reisestil ist, desto weniger wirst du das Gefühl haben, ausgebrannt zu sein.
Frage Nr. 5:
Für eine längere Zeit im Ausland zu leben, ist nicht immer ganz einfach und ganz und gar nicht billig, besonders, wenn man ständig unterwegs ist und verreist. Wie finanzierst du deine Weltreise, welche du bereits seit 2014 unternimmst?
Das kommt darauf an, wie man es betrachtet. Ich brauche in Deutschland bei Weitem mehr Geld als wenn ich unterwegs bin. Unterhaltskosten in Deutschland sind relativ hoch. Wer über einen längeren Zeitraum viel arbeitet, kann mit dem Geld häufig in anderen Ländern doppelt so lange leben. Ich habe auf Reisen bisher als Yogalehrerin gearbeitet, Gärten umgegraben, Knoblauch und Teller geputzt, in Hostels gearbeitet, für NGOs in Afrika gearbeitet und hier und da kleine Jobs angenommen. In der Zeit als Blogger hatte ich sogar einige Sponsoren, die mir das Reisen um Einiges erleichtert haben. Wenn ich in Deutschland bin, arbeite ich als Sozialpädagogin und unterstütze Jugendzentren und Kultureinrichtungen.
It is coffee time! <3 Yes I have a confession to make! Africa made me coffee addicted! But usually the places where you…
Gepostet von Travelstoryteller am Samstag, 13. Januar 2018
Frage Nr. 6:
Hast du Tipps, wie man am schnellsten und am besten Geld während des Reisens verdient?
Ich glaube, es kommt viel mehr darauf an, WIE man es ausgibt. Ich trinke keinen Alkohol und bin Vegetarierin, das spart sehr viel Geld. Außerdem schlafe ich viel im Zelt, couchsurfe und nutze keine teuren Touren, sondern organisiere mir alles selbst.Wer unter 35 Jahre alt ist, kann ich vielen Ländern Work and Travel nutzen. Ansonsten gibt es workaway und woofing, welche auch über 35 Jahren möglich sind zu nutzen.
Gepostet von Travelstoryteller am Freitag, 24. November 2017
Frage Nr. 7:
Reist du alleine? Falls ja, hast du bereits auch schlechte Erfahrungen sammeln müssen? Bist du jemals in eine brenzlige Situation gekommen? Falls ja, wie war sie und wie bist du wieder hinausgekommen?
Absolut. Reisen als Frau ist nicht immer ein Zuckerschlecken. In Malawi wurde mir einmal sehr viel Geld für Sex geboten – allein durch das Angebot habe ich mich so dreckig gefühlt, dass ich wirklich ein bisschen Zeit gebraucht habe, um das zu verdauen. In Kanada bin ich einmal fast vergewaltigt worden und bin davon überzeugt, dass mein persönliches Selbstbewusstsein mir den Arsch gerettet hat. Und das ist wirklich das A und O: Selbstsicherheit und eine gute Portion Glück. Mit den Jahren bin ich vorsichtiger geworden und sicherlich nicht mehr so naiv. Ich schlage auch mal Angebote aus, wenn es sich nicht richtig anfühlt. Bisher bin ich aber gut weggekommen.
Frage Nr. 8:
Was hast du immer in deinem Rucksack/Koffer dabei?
Besteck, Schlafsack, Zelt, Klamotten und was man so für Hygieneprodukte braucht. Als Luxusgüter bezeichne ich mein Handy und meinen Laptop.
Frage Nr. 9:
Du hast in Nepal ein 10 Tage Schweigeretreat hinter dich gebracht. Wie kam es dazu, wie ging es dir die 10 Tage über und wie hast du dich danach gefühlt?
Das war wirklich eine harte Erfahrung. An einem Tag musste ich die ganze Zeit daran denken, wie meine Mutter Kuchen backt. Und wenn man 10 Stunden am Tag meditiert, dann ist das fast schon Folter. Ich persönlich bin gerne alleine und hatte deshalb keine großen Probleme, nicht zu sprechen. Ich bin immer wieder fasziniert von den Gedanken, die in meinem Kopf aufploppen und versuchen, meine Realität zu formen.Das Gefühl danach ist großartig. Man will jeden umarmen und man ist einfach froh, es überstanden zu haben. Für viele kann so eine Erfahrung lebensverändernd sein und ich kann es wirklich jedem empfehlen.
Frage Nr. 10:
Viele von uns leben einfach vor sich hin und haben eigentlich denselben Traum, auch die Welt zu entdecken. Hast du Tipps für Neugierige, welche ebenfalls die Welt entdecken möchten, jedoch (noch) nicht auf der Reise sind?
Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum. Häufig hilft es einfach, einen Plan zu machen und einen fixen Startzeitpunkt festzulegen. “Irgendwann” ist oft zu ungenau für unser Hirn, unser Geist will wissen, wann er sich auf was einstellen muss. Das hilft, um Dinge in Angriff zu nehmen. Deadlines sind etwas, was mich im Leben bisher am weitesten gebracht hat. Ich denke, dass die Weltreisegruppe auf Facebook eine gute Ausgangsbasis bietet, um zu planen und sich auszutauschen.
Gepostet von Travelstoryteller am Mittwoch, 12. November 2014
The last 3 days were just awesome. I finally have been to Machu Picchu. To visit the ruins was one of my life dreams and…
Gepostet von Travelstoryteller am Mittwoch, 22. Juli 2015
Was it just me or who else was disappointed by the Taj Mahal? But this buildings history is quite impressive!
Gepostet von Travelstoryteller am Donnerstag, 21. April 2016
Danke für das ehrliche Interview!
Wir hoffen beide sehr, dass dir das Interview gefallen hat und, dass Lia dich inspirieren konnte. Wenn du noch mehr über sie und ihre Reise erfahren möchtest, folge ihr doch auf Instagram oder auf ihrer Facebook-Seite.
Hinterlasse gerne deine Meinung unter diesem Beitrag. Möchtest du auch einmal eine Weltreise starten?
Bis demnächst auf meinem Blog, meinem YouTube-Channel oder auf meinen Social Media Accounts.
YouTube (@Nessi’s World)
Twitch (@nessis_world)
Instagram (@Nessis_World)
Eure Nessi und Lia
PS: Ich freue mich über euer Feedback in den Kommentaren. Wenn euch der Artikel gefällt, freue ich mich über ein share. Vielen Dank!
Anastasia
9. Dezember 2018 um 18:51Wow…das hört sich wirklich sehr spannend und faszinierend an. Was für ein Leben! Ich bin total begeistert.?
Ich selber würde liebend gern eine Weltreise machen und die Welt sehen, aber ich weiß nicht ob ich sowas schaffe…Naja, erstmal Schule abschließen.
Ich wünsche Lia noch ganz viel Erfolg auf ihrem Weg 🙂
Liebe Grüße
Anastasia
Hendrik
11. Dezember 2018 um 13:33Das war wirklich ein sehr interessantes Interview, Respekt wie sie das alles meistert nur mit Gelegenheitsjobs. Ich glaube, ich hätte immer Angst, dass mir das Geld ausgehen würde bzw. dass ich keine Arbeit finden würde :O
Aber so eine Weltreise wäre auch glaube ich nichts für mich. Im Prinzip gibt man ja sein ganzes Sozialleben auf. Keine Familienfeiern, keine Geburtstage, keine Unternehmungen mit Freunden… Das würde mir auf die Dauer fehlen, jedenfalls bei einer jahrelangen Weltreise wie diese hier.
Auch wenn Zuhause mal etwas ist und die Eltern beispielsweise schwer krank werden… Man ist am anderen Ende der Welt und kann nichts für sie tun :((
Aber ich wäre trotzdem gespannt, was Liane alles zu erzählen hat und was ihre Erfahrungen sind, im Prinzip ist sie ja ein lebender Reiseführer, nur halt nicht für eine Stadt oder Region sondern für die ganze Welt xD
(Atlas Hendrik…Das Wort, das dieser Definition zugehört, lautet Atlas..Ja ok ich habs jetzt auch gerade gemerkt :DD)
Liebe Grüße,
Hendrik
Vanessa
11. Dezember 2018 um 23:51Hey Hendirk,
feut mich, dass dir das Interview gefallen hat 🙂
Deine Angst kann ich total verstehen, aber vielleicht solle man einfach mal machen, das wird bestimmt irgendwie 🙂
Weltreisen sind wirklich nicht für alle. Die Hauptsache ist, dass du weißt, ob das was für dich ist, oder nicht…
Liebe Grüße
Nessi